Willkommen in Dänemark, wo die Familienzusammenkünfte mehr Drama haben als eine Staffel von Game of Thrones und ein bisschen mehr Geist als bei Ghostbusters. William Shakespeare zeigt uns in Hamlet wieder einmal, wie man das Maximum an Wahnsinn, Rache, Philosophie und purem Chaos in ein einziges Stück packt. Der Titelheld Hamlet ist das Paradebeispiel eines Millennials, der mit seiner Existenz hadert, sich mit seinen Eltern verkracht hat und jede Entscheidung zehnmal überdenkt – nur dass seine Probleme wirklich existenziell sind und nicht nur eine missglückte Bestellung in einem hippen Café.
Die Handlung? Die könnte einfacher kaum sein: Hamlet, Prinz von Dänemark, kehrt nach Hause zurück und stellt fest, dass sein Vater ermordet wurde, sein Onkel Claudius die Krone gekapert hat und die Königin, seine Mutter Gertrude, diesen selben Onkel auch noch geheiratet hat. Kurz gesagt, Dänemark ist ein brüllender Alptraum, und Hamlet ist unser Mann der Stunde, um das Chaos zu entwirren – oder zu verkomplizieren.
Hamlet hat allerdings einen entscheidenden Nachteil: Statt einfach zur Tat zu schreiten und sein Schwert zu zücken, legt er einen Psycho-Monolog nach dem anderen hin, grübelt über das Sein und Nichtsein und fragt sich, ob das Leben eigentlich Sinn hat oder ob wir alle nur ein Haufen kleiner Unglücksraben sind. Mitten in all den Monologen – die uns übrigens zeigen, dass Shakespeare nicht nur Worte, sondern gleich ganze Romane in einen Satz packen kann – finden wir Hamlets wahre Superkraft: seine chronische Unfähigkeit, Entscheidungen zu treffen. Die Geschichte könnte in 20 Minuten erledigt sein, wenn Hamlet sich einfach denken würde: „Klar, mein Onkel hat meinen Vater umgebracht, also auf in den Kampf!“ Aber nein, Hamlet wäre nicht Hamlet, wenn er das Ganze nicht zuerst 500-mal in seinem Kopf durchspielen würde.
Ein besonderer Star des Stücks? Natürlich der Geist von Hamlets Vater. Der alte König erscheint, um seinem Sohn zu erzählen, dass sein eigener Bruder Claudius ihn gemeuchelt hat. Man kann sich förmlich vorstellen, wie Hamlet danach in der Ecke sitzt und ein bisschen die Fassung verliert. Ist der Geist echt? Ist das alles ein dummer Scherz? Oder ist Hamlet einfach nur komplett durchgedreht?
Aber Hamlet wäre nicht komplett ohne seine Nebenfiguren. Da ist Ophelia, das tragische Liebesinteresse, die zwischen den Wahnvorstellungen ihres Liebsten und ihrer eigenen Familientragödie zerbricht. Und dann haben wir Rosenkranz und Güldenstern, Hamlets Freunde aus Kindheitstagen, die in das Chaos hineingezogen werden wie ahnungslose Statisten in einem besonders vertrackten Krimi. Am Ende führt Hamlets chronisches Zaudern zu einem Blutbad, das selbst Shakespeare vermutlich mit einem gequälten Lächeln niedergeschrieben hat. Wenn die Leichen am Ende des Stücks gestapelt werden, könnte man meinen, Shakespeare wollte uns einfach zeigen, was passiert, wenn man das Problem des Überdenkens auf die Spitze treibt.
Die Höhepunkte? Natürlich Hamlets Monologe. Ob „Sein oder Nichtsein“, „Oh, was für ein Stück Arbeit ist der Mensch“ oder „Der Rest ist Schweigen“ – Hamlet könnte ein One-Man-Buchclub sein.
Die Sprache? Mal hochphilosophisch, mal sarkastisch, aber immer so tiefgründig, dass man fast seine eigene Existenz überdenken will. Shakespeare serviert uns eine Sammlung von Gedanken und Zweifeln, die Hamlet zu einem der faszinierendsten (und am schwersten nachzuvollziehenden) Charaktere der Literatur macht.
Zusammengefasst: Hamlet ist das Werk eines Meisters, der uns nicht nur das ultimative Familiendrama, sondern auch eine persönliche Lebenskrise in feinster Poesie und dem bestmöglichen schwarzen Humor serviert. Shakespeare lässt uns in Hamlets verwirrten Kopf eintauchen, und am Ende kommt man heraus mit einer Mischung aus Faszination und Erschöpfung – und ein bisschen mit der Erkenntnis, dass die eigenen Familienprobleme doch gar nicht so schlimm sind.