Gustave Flaubert – Madame Bovary

Madame Bovary, das französische Lehrbuch der emotionalen Selbstsabotage! Gustave Flauberts Meisterwerk erzählt die Geschichte von Emma Bovary, einer Frau, die sich der Kunst hingibt, sich das Leben so gründlich wie möglich zu ruinieren – und das alles auf der verzweifelten Suche nach etwas, das man als romantische Ekstase bezeichnen könnte. Wer träumt nicht davon, sich in Schulden zu stürzen, einen mittelmäßigen Ehemann zu ignorieren und das eigene Dorf mit einem heißen Seitensprung in Schockstarre zu versetzen? Wir begeben uns in ein französisches Nirgendwo, wo Emma Bovary der Meinung ist, das triste Landleben könne durch eine Mischung aus Tagträumerei, Shopping und schlechter Männerwahl gerettet werden.

Unsere Heldin, Madame Emma Bovary, ist die Art von Figur, die mit leuchtenden Augen und noch leuchtenderen Hoffnungen in die Ehe tritt, nur um festzustellen, dass der Gatte – Charles Bovary – nichts weiter ist als die fleischgewordene Langweile in Pantoffeln. Charles ist Arzt, aber so aufregend wie lauwarme Suppe: bescheiden, treu und vor allem… absolut unspektakulär. Emma, die aus ihrem romantischen Feuerwerk der Illusionen aufwacht, merkt schnell, dass ihre Ehe mit Charles nichts mit den glühenden Liebesgeschichten ihrer geliebten Romane zu tun hat. Ihr Leben auf dem Land, das sich mit Kühen, Küchengeschirr und der Dorfklatsch-Mafia füllt, entwickelt sich zu einer öden Schablone ihrer Träume.

Und was tut Emma in dieser Notlage? Natürlich: Sie beginnt, das Geld aus dem Fenster zu werfen, sich in unnötigen Luxus zu stürzen und die Aufmerksamkeit der charismatischen, aber ziemlich windigen Männer der Region zu suchen. Die Affären mit dem charmanten Rodolphe und dem poetischen Leon sind so flüchtig wie ein Sommerschlussverkauf. Ihre romantischen Abenteuer enden dabei weniger wie eine klassische Liebesgeschichte, sondern eher wie eine tragische Slapstick-Comedy. Rodolphe und Leon sind in ihrer Unbeständigkeit kaum besser als Charles, aber Emma sieht in ihnen den verwegenen Ausweg aus ihrem tristen Leben – bis sie natürlich feststellen muss, dass sie eher die Meister der Ausreden und des plötzlichen Verschwindens sind.

Doch das wahre Desaster kommt erst noch: Emma entdeckt die Wunder des Kreditkaufs! Sie shoppt, als gäbe es kein Morgen, verschuldet sich beim schmierigen Händler Lheureux bis über beide Ohren und lebt bald in einem märchenhaften Palast aus Rechnungen und unbezahlten Schulden. Ihre Lust auf das Leben ist so stark, dass man schon fast Mitleid haben könnte – wenn es nicht gleichzeitig so bitterkomisch wäre. Emma ist die Vorreiterin des modernen Konsumwahns, ein Symbol dafür, wie ein Kreditrahmen und unrealistische Liebesträume einen mitten ins Unglück stürzen können. Flaubert lässt sie dermaßen in die Schuldenfalle tappen, dass man fast schon erwartet, dass das Inkasso Büro anklopft – im 19. Jahrhundert!

Und was macht Charles? Unser gutmütiger, völlig ahnungsloser Ehemann? Er sieht das Desaster kommen und winkt mit einem liebevollen Lächeln ab. Er bemerkt die Affären und die Schulden nicht, als wäre seine Naivität aus Teflon gemacht. Charles’ herzzerreißende Liebe zu Emma wirkt geradezu absurd – besonders, da Emma ihn eher als ein langweiliges Accessoire sieht, das sie auf Schritt und Tritt begleitet und gelegentlich sogar medizinische Fachberatung anbietet.

Madame Bovary ist eine Satire auf die Romantik, die uns zeigt, dass das Streben nach zu viel Liebe und Luxus im Alltag zu nichts führt – außer zum unausweichlichen Fall. Emma ist die Verkörperung aller, die an Mehr glauben und am Ende feststellen, dass das Mehr aus Bankrott, Liebesflops und dem ultimativen Drama besteht. Flaubert führt uns mit einem trockenen Lächeln und scharfsinniger Ironie durch Emmas Leben und lässt uns fragen: Ist das wirklich Romantik, oder eher die perfekte Anleitung, wie man sich selbst grandios ruiniert?

Zusammengefasst: Madame Bovary ist eine Parodie auf das menschliche Streben nach Glanz und Gloria, ein literarischer Einblick in die Konsumträume des 19. Jahrhunderts, die nur allzu real wirken. Eine Leseempfehlung für alle, die wissen wollen, wie man sein Leben möglichst dekorativ und maximal katastrophal vor die Wand fährt – und dabei nicht einmal Reue verspürt, sondern nur das Gefühl, dass man mehr verdient.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Mehr Blogartikel