
Unsere Heldin, Elizabeth Bennet, ist kein gewöhnliches Mädchen des 19. Jahrhunderts. Sie ist klug, schlagfertig und vor allem nicht auf den Kopf gefallen – was im Land der überhöflichen Damen und Gentlemen fast wie eine Superkraft wirkt. Doch die arme Lizzy hat einen ziemlichen Haken: eine Mutter, die so fanatisch auf Hochzeitsmission ist, dass sie vermutlich sofort in die Hochzeitsplanung eingreifen würde, wenn Gott persönlich einen Engel schicken würde, um Lizzy zu verehelichen. Mrs. Bennet hat fünf Töchter, und für jede mindestens fünf Anwärter pro Woche.
Und dann tritt er auf die Bühne: Mr. Darcy, die menschliche Inkarnation von „zu gut für alles“. Er ist reich, arrogant, und er besitzt einen Blick, der offenbar Frauenherzen entweder erweichen oder zum Zittern bringen soll (außer natürlich Lizzys Herz, das erstmal eine Runde Stolz-gegen-Vorurteil spielt). Doch Mr. Darcy ist nicht einfach nur reich und hochnäsig; er ist die Art von Mann, der einen Raum betritt und innerhalb von Sekunden jeden darin in einer Mischung aus Faszination und Abscheu erstarren lässt. Als er das erste Mal Lizzy sieht, sagt er nicht etwa „Hallo“ oder „Schön, Sie kennenzulernen“. Nein, er meint gleich: „Die ist ja nicht hübsch genug für mich!“ Klassischer Charmeur, der Mann.
Was folgt, ist eine Parade aus gesellschaftlichen Bällen, schlecht versteckten Beleidigungen und Begegnungen im Regen (ja, Regen!), die fast in Zeitlupe zu Mr. Darcys stillen Verzweiflungsblicken gespielt werden könnten. Die Dialoge zwischen Lizzy und Darcy sind wie Schwertkämpfe, bei denen man sich nach jeder Runde fragt, wer wohl den letzten, schlagfertigeren Kommentar abgeben wird. Mr. Darcy ist überzeugt, dass er trotz all seines Stolzes gut genug ist für Lizzy, während Lizzy lieber einen Aufsatz über die Unzulänglichkeiten seines Charakters schreibt, als ihm zuzuhören.
Die wahren Stars des Buches sind jedoch die Nebenfiguren, allen voran Mr. Collins, der allzeit peinliche Cousin, der als Notfallgatte für die Bennet-Schwestern bereitsteht. Und dann wäre da noch Lady Catherine de Bourgh, die stolze Patronin, die offenbar glaubt, dass sie allein den Lauf der Welt bestimmen kann – oder zumindest den Lauf von Mr. Darcys Liebesleben.
Natürlich, nach vielen Irrungen und Wirrungen, Stolpern und stummen Sehnsuchtsblicken finden Darcy und Lizzy schließlich zueinander. Das Happy End wird geliefert – auch wenn Jane Austen uns so viele gesellschaftliche Stolperfallen und scharfzüngige Dialoge serviert hat, dass man sich am Ende fast wünscht, Lizzy und Darcy könnten einander wenigstens in einem Nebensatz „Ich liebe dich“ sagen.
Zusammengefasst: Stolz und Vorurteil ist das Original aller „Will-they-won’t-they“-Rom-Coms, die uns zeigt, dass Liebe und Stolz eine explosive Kombination sind – und das ganz ohne WhatsApp oder Dating-Apps. Austen schafft es, mit Humor und einem ironischen Augenzwinkern eine ganze Gesellschaftsstruktur bloßzustellen, und macht das alles so charmant, dass man am Ende fast schon selbst eine kleine Schwäche für Mr. Darcy entwickelt. Ein Muss für alle, die glauben, dass Romantik und Schlagfertigkeit Hand in Hand gehen – und für alle, die sich fragen, was sich hinter einem höflichen Lächeln alles verbergen kann.



